Samstag, 16. Juli 2011

Twilight oder was wir daraus lernen

Kaum ein Buch hat es geschafft solch einen Hype auszulösen und gleichzeitig so kontrovers diskutiert zu werden. Heute beschäftigen wir uns mit dem Phänomen Twilight, was können wir als Schriftsteller daraus lernen?

Snow White: Ehrlich gesagt, ich verstehe den ganzen Hype um die Twilight- Romane nicht. Nachdem mich meine Freundinnen immer wieder dazu gedrängt haben, habe ich es im zweiten Anlauf bis in die Mitte des 2. Bandes geschafft. Zu einem Buch gehört auch immer eine Handlung mit Konflikten, selbst mit Lupe habe ich die nicht gefunden.

Lolabee: In gewisser Weise verstehe ich das durchaus, Qualität und Popularität sind eben nicht unbedingt abhängig voneinander. Die Romane geben einer bestimmten Zielgruppe von Lesern, was sie wollen. Als Schriftsteller, der auch literarischen Ansprüchen genügen will, kann man da leider nur den Kopf schütteln. Ich habe alle Bücher gelesen, zuerst recht angetan, dann wurden sie aber immer schlechter und ich habe immer mehr Schwächen entdeckt.

Yuvi: Aber kann Literatur nicht einfach nur unterhaltend sein? Wenn man in der Geschichte abtauchen kann, für eine Weile darin leben, reicht das nicht? Es unterscheiden sich eben die Geschmäcker, ich kann dort sehr wohl eine Handlung mit Konflikten erkennen.
Die Bücher gehören sicher nicht zu meinen Lieblingsbüchern, aber ich fand sie weder einschläfernd noch langweilig, sondern durchaus unterhaltsam (außer die Jacob-Teile) und ich hab sie, auf englisch wohlgemerkt, auch gerne gelesen.

Lolabee: Der Konflikt besteht in Edwards ewigem Leiden, denn er ist ja so gefährlich in seiner glitzernden Vampirmacht, und er war ja mal so böse, als er Menschenblut trank. Das hätte ein Konflikt sein können, aber die Autorin relativiert das sofort, indem sie ihn zu einem geläuterten Helden mit gutem Herz machen, der nur böse Menschen tötete und das alles taucht auch nur an einer Stelle auf. Konflikte sucht man da wirklich mit der Lupe, meistens sind es nichts weiter als Alibi-Konflikte, die über andere Schwächen nicht hinweg helfen.
Natürlich kann man sich auch nur unterhalten lassen, aber dann soll niemand behaupten, Twilight wäre ein gutes Buch.

Snow White: Also ich werde nicht unterhalten, wenn ich hunderte von seitenlang immer dasselbe in unterschiedlicher Verpackung vorgesetzt bekomme.

Lolabee: Ein großes Problem sind meiner Meinung nach die Charaktere. Das ganze Szenario an sich ist schon auf Klischees gebaut, ganz im ernst, diese "Vampire" sind einfach ein wenig zu perfekt.

Snow White: Gut und Böse sind einfach zu klar strukturiert, man erkennt sofort wer zu welcher Seite gehört.

Yuvi: Man kann aber auch über all das hinweg sehen, so lange man beim Lesen mit den Figuren mitfühlen kann, lachen und weinen. Natürlich muss man das Ganze nicht als Weltklasseliteratur bezeichnen, aber ich finde schon, dass man einem Buch anerkennen kann, dass Menschen mitfühlen können.

Lolabee: Mit einem Haufen Mary Sues kann man irgendwann nicht mehr mitfühlen, nur wenn man sich eben wünscht, genau so zu sein. Ich konnte nicht mitfühlen, der Mangel an Qualität hat mich irgendwann nur noch genervt, genauso wie Bella. An diesem Punkt kann man viel von den Büchern lernen, denn so sollte man es echt nicht machen. 

Snow White: In einem Buch fühlt man nur mit Personen mit, die man entweder mag, die man versteht oder bei denen man auf die Reaktion gespannt ist. Ich finde Bella langweilig und klischeehaft, von daher interessiert sie mich nicht wirklich.
Ich denke auch, dass Twilight weder zur Aufklärung noch sonst was beiträgt, eher das Gegenteil erreicht. Und es gibt sehr gute Bücher darüber, wo es hauptsächlich um Liebe geht, die nicht so einschläfernd sind.

Lolabee: Zu liebe Charaktere beinhalten einfach zu wenig Konflikte. In Wirklichkeit ist doch auch niemand so und Mary Sues gehören einfach ausgerottet. Konflikte machen ein Buch gut, Konflikte hauchen ihm Leben ein, Konflikte machen es spannend.

Snow White: Das ist, was ich von Twilight auf meine eigenen Geschichten übertrage. Auf den Charakter kommt es an, ohne Konflikte und Wendungen wird ein Buch langweilig. Für mich wirkt Bella einfach viel zu reif in bestimmten Dingen, selten ist ihre Entscheidung "falsch" und sie muss auch selten mit den Konzequenzen leben. (Im Bezug auf Teenagerschwangerschaften, nicht auf den Vampirkram)

Lolabee: Ich denke, dass ich für mich aus diesen Büchern lerne, dass es beim Schreiben nicht immer darum gehen kann, nur eigene Wunschvorstellungen zu verwirklichen. Als erstes sollte man daran denken, was dem Buch gut tut, was es qualitativ besser macht und nicht, dass man niemanden sterben lassen kann, auch wenn es sinnvoll wäre, weil man sie alle so lieb hat. Klischees sollte man vermeiden, niemand ist perfekt und bitte, Vampire glitzern nicht!

Yuvi: Okay, Vampire glitzern definitiv nicht.
Aber geht es bei Büchern nicht auch darum, dass sie Leser finden, die sie lieben? Und wenn es nunmal Leser gibt, die das Buch mögen, dann kann man ihnen das auch gönnen.
Schließlich hat auch Frau Roches "Feuchtgebiete" seine Leser, die es als unterhaltsam bezeichnen würden. Nicht jedes Buch muss unsere persönlichen Vorstellungen von Moral treffen, andere Menschen haben vielleicht andere Vorstellungen.

Snow White: Ich werde in meinem Geschichten mehr auf die Charaktere achten und ich hoffe, dass meine Geschichten nicht so konfliktlos sind^^ Friede- Freude Eierkuchen ist nicht immer die beste Lösung.
Wenn ich später mal ein Buch veröffentlichen sollte, möchte ich auch stolz darauf sein und mich nicht dafür schämen müssen. Es gibt viele Beispiele, wo Qualität und Erfolg nichts miteinander zu tun haben, aber mein Ziel als Autor wäre nicht ein schlechtes Buch für eine bestimmte Zielgruppe zu schreiben, sondern eins, was ich auch selber lesen würde.

Lolabee: Nun gut, sie können es lesen und lieben, allerdings kann Twilight dann auch nicht den Anspruch erheben, ein gutes Buch zu sein. Aus der Sicht eines Schriftsteller ist es das nicht. Aber es ist populär. Also muss man unterscheiden, ist das Buch gut oder nur populär, vielleicht sogar beides? Will ich selbst gut schreiben oder reicht es mir, populär zu sein? Ersteres ist auf jeden Fall einfacher, finde ich zumindest.


Fazit: Twilight ist populär, dennoch beinhalten die Bücher aus schriftstellerischer Sicht viele Schwächen. Was man für sich selbst daraus lernen kann:

Gute Bücher leben von Konflikten, nicht nur die zwischen Gut und Böse, sondern auch die zwischen den Protagonisten untereinander oder innere Konflikte.

Mary Sues sollte man vermeiden, perfekte und fehlerlose Charaktere beinhalten kaum Konflikte und kommen der Realität nicht sehr nahe. 

Absolute Klischees sollte man vermeiden, warum nicht mal etwas neues ausprobieren?

Die Welt ist nicht nur Schwarz-Weiß, nicht jeder ist absolut gut oder böse. 

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